HOFFMANN MDB: Austritt aus CIC nicht abgestimmt - dürfen Afrika nicht vorschreiben, wie es mit Ressourcen umgehen soll
Fr. Staatssekretärin Silvia Bender hat am 25. November 2022 den Austritt der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), aus dem International Council For Game And Wildlife Conservation (CIC) mit der Wirkung zum 31. Dezember 2022 erklärt. Der Entwicklungspolitiker und Afrika-Experte Dr. Christoph Hoffmann MdB sagt dazu:
„Ich möchte mich von diesem Schritt deutlich distanzieren. Der Vorgang widerspricht dem Konsens, den wir in den Verhandlungen zum Ampel-Koalitionsvertrag zur Mitgliedschaft im Internationalen Jagdrat CIC vereinbart hatten. Der Austritt aus dem CIC steht aus gutem Grund nicht im Koalitionsvertrag und ist meines Wissens nach nicht im Kabinett und mit den Ampelfraktionen abgestimmt.
Der Alleingang des grün geführten Landwirtschaftsministeriums ist ein Schlag vor den Bug für Tier- und Naturschutz in vielen afrikanischen Regionen. Länder wie Kenia, Tansania, Namibia, Sambia u.a.m. arbeiten dabei erfolgreich mit dem CIC zusammen, beispielsweise beim Erhalt und der Verbreitung des Nashornbestands in Namibia.
Diese Länder wollen und sollen über ihre Landnutzung, den Biodiversitätserhalt, den Schutz der Landwirtschaft und den Jagdtourismus selbst entscheiden. Wir leisten einer Art neokolonialer Politik Vorschub, wenn deutsche Bürokraten afrikanischen Ländern vorschreiben, wie sie mit ihren natürlichen Ressourcen umgehen sollen.
Dazu hatte ich bereits am 09. November der Bundesumweltministerin Steffi Lemke in der Befragung der Bundesregierung eine Frage gestellt. Im Anschluss habe ich Frau Lemke ein Schreiben mit weiteren offenen Fragen in der Sache zukommen lassen.“
Warum ist der CIC wichtig?
Der CIC fördert weltweit die nachhaltige Nutzung von Wildtierressourcen. Dabei setzt der CIC auf enge Zusammenarbeit mit den lokalen Einwohnern, vor allem im südlichen Afrika. Legale, gut regulierte Bejagungsprogramme spielen eine wichtige Rolle sowohl für den Wildtierschutz als auch für den Lebensunterhalt und das Wohl der mit Wildtieren lebenden indigenen und lokalen Bevölkerungsgruppen. Nachhaltige Jagdprogramme schaffen Anreize zum Erhalt der Tierwelt für staatliche, private und kommunale Grundbesitzer. Gerade an Orten, wo es kaum Einnahmequellen für indigene und lokale Bevölkerungsgruppen gibt, schafft der Jagdtourismus dringend benötigtes Einkommen und Arbeitsplätze und damit Ernährungssicherheit und Bildungschancen. Durch die Erträge können die Grundbesitzer auf andere Landnutzungsformen wie möglicherweise umweltschädliche Landwirtschaft verzichten. Gleichzeitig trägt legale Jagd zur Bekämpfung der Wilderei bei, da ein wirtschaftlicher Anreiz zum Erhalt der Wildtierpopulation besteht. Die Weltnaturschutzunion (IUCN), das größte globale Naturschutznetzwerk, verweist beispielsweise in einem Informationsschreiben auf die seit der Einführung von Jagdprogrammen stark angestiegene Nashornpopulation in Südafrika und Namibia. Der CIC ist ein etablierter Partner bei der Entwicklung, Schaffung und dem Monitoring nachhaltiger Jagdprogramme.
Welche Auswirkungen hat ein Austritt Deutschlands?
Die einheimische Bevölkerung arbeitet eng mit dem CIC zusammen. Sie sieht den nachhaltigen Jagdtourismus als wichtige Einnahmequelle und tragende Säule beim Management von Wildtierbeständen an. Ein Austritt Deutschlands aus dem CIC signalisiert den betroffenen Menschen in Afrika, dass Deutschland den der lokalen Gemeinschaften gewählten Weg des Schutzes und des Umgangs mit ihren natürlichen Ressourcen nicht akzeptieren. Das entspricht nicht der häufig betonten Partnerschaft auf Augenhöhe, die wir mit den afrikanischen Ländern angeblich anstreben. Diese moralische Überheblichkeit verhält sich diametral entgegengesetzt zu unserem geopolitischen Interesse, in Zeiten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine politische Verbündete und wirtschaftliche Partner in Afrika zu finden.